Warmblut trifft Vollblut: gelungener Brückenschlag in Iffezheim

Wir blicken auf eine gelungene Veranstaltung zurück:

Am 14. Oktober 2022 lud unsere Initiative zum Thema: “Vermarktung junger Blutpferde: Wie machen es die Vollblüter?” zum Sales & Racing Festival 2022 der BBAG (Baden-Baden Auktionsgesellschaft) in Iffezheim ein.

Rund 100 interessierte Teilnehmer aus der Warmblut- sowie der Vollblutzucht waren der Einladung gefolgt. Mit Experten beider Pferdezuchtrichtungen wurden ausgewählte Pferde der Kollektion analysiert und ein fachlicher Austausch zu Zucht, Aufzucht und Vermarktung angestoßen. Die Resonanz auf diese Zusammenführung von Warmblut- und Vollblutzüchtern war durchweg positiv. Eine zweite Veranstaltung dieser Art soll für das nächste Jahr geplant werden. Lesen Sie hier den Bericht von Peter Brauer.

Warmblut trifft Vollblut

Der 14. Oktober in Iffezheim, gleich neben der weltberühmten Galopprennbahn: Es war eigentlich keine Verkaufsveranstaltung, zu der Ferdinand Leve zahlreiche Warmblutzüchter und Zuchtinteressierte zum „Sales & Racing Festival“ eingeladen hatte. Aber sie fand im Umfeld der Oktoberauktion der Baden-Baden Auktionsgesellschaft (BBAG) statt und eines ihrer Ergebnisse war der Kauf von mindestens 4 Vollblutstuten für die künftige Verwendung in der Warmblutzucht. Nachdem es vor einiger Zeit noch hieß: „Kein olympisches Gold ohne Vollblut“, hörte man Solches in den letzten Jahren weniger. Viele Warmblutzüchter wünschen sich zwar einen Vollblutanteil im Pedigree ihrer Pferde, aber in Form einer „Quadratur des Kreises“: Es soll nicht in den ersten beiden Generationen sein. Weiter hinten lässt er sich aber nicht einfach „einpflanzen“. Auch hat der früher starke Vollblut-Einfluss in den Landgestüten in den letzten Jahrzehnten stark nachgelassen. Insofern war die aus rein privater Initiative zustande gekommene Veranstaltung als Brückenschlag zwischen Vollblut- und Warmblutzucht gewissermaßen ein Neuanfang.

Der Titel „Mit Vollblut in die Zukunft“ mochte angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Zukunftssorgen des Galopprennsports etwas verwundern. Hier war damit der Weg zurück zur Nutzung der positiven Rassemerkmale des Vollbluts für die Warmblutzucht gemeint. Fast 100 Interessierte hatten sich dazu in der Auktionshalle zusammengefunden, wobei zu erkennen war, dass zumindest bis zum Beginn der Rennen am Nachmittag fast die Hälfte der Gesichter aus dem Vollblutlager stammte. Offenbar bestand von beiden Seiten Interesse daran, das Vollblut einmal durch die Brille der jeweils anderen zu sehen. Das geschah sehr ausführlich am Beispiel einiger vorausgewählter Pferde aus dem Auktionsangebot. Hierzu erläuterte Vollblutagent Peter Brauer das Wesentliche aus den Pedigrees, so wie es der Interessent aus dem Vollblutbereich wahrnimmt und bewertet. Danach stellten Ulrich Hahne, Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes, Norbert Freistedt vom Pferdezuchtverband Baden-Württemberg und der Züchter Rainer Walter (Gestüt Rosenhof) abwechselnd die Exterieur-Besonderheiten und die Bewegungen der Pferde. „Ich habe nicht schlecht gestaunt“, so Peter Brauer, „wie viel es zum Beispiel über eine Nierenpartie zu sagen gibt oder wie penibel die Warmblutzüchter etwa die Fesselung beurteilen. Die Züchter thematisierten bei den vorgestellten Pferden manchmal auch Vorzüge, die dem Rennsportexperten weniger wichtig sind.“

Große Aufmerksamkeit wurde auch den Ausführungen von Dr. Reinhard Göhner entgegengebracht, der in seinem Gestüt Elsetal in Ostwestfalen sowohl Vollblüter als auch Warmblüter züchtet und beide Bereiche genauestens kennt. Peter Rodde (Gestüt Westerberg) referierte über die Auktionsvorbereitung von Vollblütern, bevor Peter Brauer über Spezialitäten des Vollblutmarktes wie die Formen des Pinhookings aufklärte. Ferdinand Leve erklärte dann die Funktionsweise und die Vorteile der Auktionsrennen der BBAG – als Denkanstoß für ähnliche Projekte im Warmblutbereich.

Die Teilnehmer zeigten lebhaftes Interesse und Ausdauer. Insgesamt erwies sich die auch im Internet gestreamte Veranstaltung als erfolgreich im Hinblick auf das zu Einander führen zweier bedeutender und auf beiden Seiten mit viel Herzblut betriebener Zuchtbereiche. Ferdinand Leve zum Schluss: „Geblieben ist der Eindruck, dass es Sinn machen würde, so etwas alljährlich rund um die Auktion anzusiedeln und noch professioneller, wenn auch etwas gestraffter, durchzuführen.“

Peter Brauer


Auch eine Gruppe Züchter vom Pferdezuchtverein Hunsrück Rhein-Nahe-Mosel e.V. hat die Veranstaltung besucht. Lesen Sie hier Ihren Erfahrungsbericht.

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Pinhooking in der Vollblutzucht. Eine kurze Einführung

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Vermarktung junger Blutpferde: Wie machen es die Vollblüter?